Im "San Giorgio" gibt es zwar kein Frühstück, aber Kaffee / Tee / Saft und ein wenig Kuchen für den ersten Hunger am Morgen. Mehr esse ich ja sowieso sonst nicht... Hier habe ich wirklich gut geschlafen.
"Bedauerlicherweise" ist bei der Buchung ein Missgeschick passiert, deshalb gönnt man mir für die erste Nacht ein "Upgrade": statt des gebuchten Zimmers darf ich in ein komplettes Ferienhaus gleich um die Ecke einziehen. Ich habe keinen Caldera (Krater)Blick, schaue aber von Balkon und den Schlafzimmern aus auf die Südseite der Insel, die Ägäis glitzert blau-türkis, welch ein Ausblick!
Da kann auch ein kurzer Ausfall der Wasserversorgung auf der ganzen Insel meine Freude über das Häuschen nicht trüben. Bei melancholischer griechischer Musik aus dem Radio genieße ich vom Balkon aus die Aussicht!
A (bed)room with a view |
Dann geht es erstmal Busfahren. Ich hatte ja schon gedacht, dass der junge Kartenverkäufer im Bus gestern unfreundlich war, aber es gibt immer noch eine Steigerung... Wahrscheinlich sind die einfach nur genervten von Touristen, die komische Fragen stellen, furchtbar langsam in den Bus einsteigen, oft kein Kleingeld dabei haben und dann auch noch nicht wissen, wo sie aussteigen müssen. Na sowas...
Im Bus herrscht internationales Stimmengewirr, eine schwedische Familie mit drei süßen, hellblonden Kindern singt "Hey Pippi Langstrumpf" in Landessprache und versüßt mir meinen Tag.
Es geht nach Oia (gesprochen Ia), in den Norden der Insel. Es ist DER romantischste Ort auf der Insel, der Ort mit den schönsten Sonnenuntergängen, mit den teuersten Restaurants, mit den teuersten Hotels - die meisten Suiten haben einen eigenen in den Fels gebauten Minipool - habe viele Fotos gemacht und weiß gerade gar nicht, wo die gelandet sind...
Es ist erstaunlich leer in den engen Gassen des Ortes, kaum Fußvolk, dafür umso mehr professionelle Fotografen, die Paare - meist chinesische - ins rechte Licht rücken. Ich schaue dem Treiben ein wenig zu und denke mir, dass die Chinesen entweder keine Gefühle zeigen können oder dürfen oder es nicht gelernt haben, sie eine andere Vorstellung von Liebe haben als ich oder dies alles arrangierte Hochzeiten sind, bei denen Liebe keine Rolle spielt.
Wer auf die Aufforderung: Look into each others eyes with all the love you have sein Gegenüber so anschaut, hat eine der o.g. Schwierigkeiten. Da gucke ich jede Kuh auf der Alm liebevoller an...
Besonders putzig finde ich die - naja - korpulente chinesische Fotografin mit der knallengen hellgelben Leggings und schwarzem Slip darunter. Wäre alles nur halb so schlimm, würde da auf ihrem Slip nicht eine pinke Hand auf ihrem Hinterteil aufgedruckt sein. Alle Versuche meinerseits, diese Sehenswürdigkeit für Euch fotografisch festzuhalten, sind leider gescheitert.
Nicht nur, dass ICH dem Mann meiner Träume gesagt hätte, er solle mich doch ein klein wenig liebevoller angucken, nein, ich hätte ihm auch gesagt, dass Birkenstocklatschen zum weißen Anzug total bescheuert aussehen... andere Länder, andere Sitten...
Hier ein paar Impressionen, mehr Fotos finde ich derzeit nicht:
Es gibt einen Wanderweg direkt an der Küste (Caldera) entlang bis zurück nach Fira. Dafür ist es mir heute aber einfach zu warm. Oder ich hätte eher aufstehen müssen?
Zurück in Fira bummele ich noch ein wenig durch die engen Gassen, ein wenig Shopping ist angesagt.
Zur Erinnerung an Dmitry und Sean gönne ich mir einen (es könnten auch zwei gewesen sein...) Mojito, diesmal mit Erdbeeren, sehr lecker. Dabei blicke ich aufs Meer und die Kreuzfahrtschiffe, die im Meer vor Anker liegen und ihre Passagiere mit kleineren Booten an Land bringen lassen.
Und auf so manche Yacht, die hier herumschippert. Habe sogar einen Hubschrauberlandeplatz auf einer Yacht entdeckt. Den genervten Ruf "Robääääärt" habe ich Gott sei Dank nicht vernommen. Man weiß ja nie, wo die wieder herumschippern...
Fira |
ein paar kleine Schiffchen vor der Insel Santorini |
Wo ist der Hubschrauber oder ist das eine Attrappe? |
Nach einem weiteren Spaziergang und einem Fotostopp an den so typischen Örtlichkeiten geht es wieder ins "Naoussa" zum Essen. Es hat mir dort gestern einfach so gut gefallen.... Heute ist der Sonnenuntergang nicht sehr romantisch, dichte Wolken hängen am Himmel. Aber es gibt einen magischen Moment, den ich wohl nie im Leben vergessen werde:
Nach einer Weile reißt die Wolkendecke ein klein wenig auf, nur einen Spalt. Das helle Sonnenlicht trifft auf das Meer und färbt es silbern, fast wie ein Scheinwerfer. Für mich ist das wie ein Zeichen. Mika, mein dreijähriger Neffe, sagt immer, dass der Opa im Himmel die Wolken weggeschoben hat, wenn sich zwischen den Wolken ein Loch bildet und die Sonne hindurchscheint. Er glaubt daran, dass der Opa dort oben ist und von dort auf uns herabsieht. Daran denke ich jetzt und habe das Gefühl, er ist ganz nah. Als hätte mein Papa mich genau zu dieser Zeit an diesen Ort geschickt.
Zur richtigen Zeit am richtigen Ort, so fühle ich mich. Der Sturzregen, der auf mich niederprasselt, als ich nach einem weiteren wundervollen Essen im Naoussa in mein Ferienhaus zurückgehe, stört mich nicht. Als das Gewitter beginnt, bin ich bereits im Haus. Die kühle Brise vom Meer weht durchs Fenster.
Santorini macht etwas mit einem. Was für ein Tag...